Das Fach Biologie an der ASS

Stellenwert des Faches

Das Fach Biologie hat für die Allgemeinbildung eine hohe Relevanz, denn es befähigt Menschen, an aktuellen naturwissenschaftlichen Diskursen teilzuhaben. Die Biologie bietet wesentliche Lösungsansätze für die großen gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen in beispielsweise Medizin, Umwelt- und Klimaschutz, Ernährung und Energieversorgung. Die Nutzungsmöglichkeiten, die durch biologische Forschung geschaffen werden, beispielsweise im Bereich der Gentechnik oder des Umweltschutzes, sollten von einer breiten Öffentlichkeit adäquat bewertet werden können, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Daher bietet das Fach Biologie eine Voraussetzung, um aktiv an gesellschaftlicher Meinungsbildung und Kommunikation teilzuhaben. Das Verständnis für den eigenen Körper und dessen Funktionsweise können einen wesentlichen Beitrag zu einer gesünderen Lebensweise leisten. Neben persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten kann das Fach Berufs- und Studienperspektiven eröffnen und darauf vorbereiten.

Biologie in der Sekundarstufe II

Der Biologieunterricht der gymnasialen Oberstufe knüpft an die Grundlagen an, die in der Sekundarstufe I geschaffen worden sind, indem auf die in der Mittelstufe erworbenen Kompetenzen aufgebaut wird. Insbesondere der Einführungsphase, in der das Fach zweistündig unterrichtet wird, kommt eine Brückenfunktion zu. Die Zelle, als Grundbaustein des Lebens, steht erneut im Mittelpunkt des Lernens. Die Schülerinnen und Schüler können somit an das Wissen und die Fertigkeiten der Sekundarstufe I anknüpfen, diese(s) festigen und erweitern. Der Bau der Zelle, ihre Funktion im Organismus sowie ihre Zellorganellen stehen im Zentrum der Einführungsphase. Des Weiteren werden durch die Behandlung der wesentlichen Stoffgruppen Lipide, Kohlenhydrate und Proteine, insbesondere Enzyme, wesentliche Grundlagen für die Qualifikationsphase gelegt. Mit dem Mikroskopieren und Anfertigen von Skizzen sowie dem Planen und Durchführen von Experimenten werden Arbeitsweisen der Sekundarstufe I wieder aufgegriffen und vertieft. Das wissenschaftspropädeutische Arbeiten wird gefördert und eine gute Ausgangsbasis für ein erfolgreiches Lernen in der Qualifikationsphase geschaffen. Die naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen erfolgen in den Fächern Chemie und Physik nach ähnlichen Grundsätzen, so dass Gelerntes übertragen werden kann.

Grundkurs oder Leistungskurs?

Am Ende der Einführungsphase müssen die Schülerinnen entscheiden, ob sie Biologie als Grundkurs (dreistündig pro Woche) oder als Leistungskurs (fünfstündig pro Woche) weiterführen möchten. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man Biologie auch entweder nach der Einführungsphase oder dem 2. Halbjahr der Qualifikationsphase abwählen. Während im Grundkurs in grundlegende Sachverhalte, Fragestellungen, Strukturen, Probleme, Arbeitsweisen etc. eingeführt wird, arbeiten Leistungskurse vertiefend und selbständiger an Inhalten und Fachmethoden. Zusätzlich bieten sich den Leistungskursschülerinnen und –schülern Möglichkeiten, außerschulische Lernorte zu besuchen und Einblicke in die Arbeitswelt von Biologen erhalten. So können sie in der Qualifikationsphase im Genlabor gentechnische Arbeitsweisen kennenlernen und an Fließgewässern ökologische Untersuchungen anstellen.

Die Qualifikationsphase 1

Die Frage- und Problemstellungen werden in der Qualifikationsphase komplexer, das Arbeiten und Lernen selbständiger und eigenverantwortlicher. Im 1. Halbjahr, der Q1, werden Grundlagen der Genetik erarbeitet, um basierend auf den molekularbiologischen Grundkenntnissen verschiedene Erkenntnisse der Gentechnik zu erarbeiten und zu diskutieren. Die Genetik und Gentechnik gewinnen immer mehr an Bedeutung und haben die Möglichkeit, den Menschen, die Landwirtschaft, die Ernährung, die Medizin und letztlich die Gesellschaft massiv zu verändern. Die Auseinandersetzung mit diesen Möglichkeiten aber auch deren Folgen ist Voraussetzung, um an aktuellen, Weg weisenden Fragestellungen teilhaben zu können.

Die Qualifikationsphase 2

Nicht weniger relevant ist in der heutigen Zeit die Thematik der Q2 (2. Halbjahr), die Ökologie. Um Artensterben zu verhindern oder die Umwelt zu schützen, müssen die Zusammenhänge des Zusammenlebens und die Rolle der äußeren Einflussfaktoren, z.B. Wassermangel, verstanden worden sein. Die Schülerinnen und Schülerinnen erarbeiten exemplarisch am Ökosystem Fließgewässer die Zusammenhänge, die für das Überleben von Arten und den Erhalt der Biodiversität bedeutsam sind. In diesem Rahmen wird der Einfluss des Menschen auf die Umwelt thematisiert und nachhaltiges, verantwortungsbewusstes Handelns diskutiert. Zudem erhalten die Schülerinnen und Schüler Einblicke in wichtige biochemische Prozesse, die Fotosynthese und Zellatmung.

Die Qualifikationsphase 3

In der Q3 (3. Halbjahr) stehen basierend auf hormonellen und neurobiologischen Grundlagen das Verhalten von Tieren und Menschen im Zentrum des Unterrichts. Dabei geht es beispielsweise um die Fragestellung, wie ein Reiz durch das Auge verarbeitet und weitergeleitet wird, wie die Verarbeitung im Gehirn abläuft und wie durch Muskeln eine Reaktion erfolgen kann. Dieses Verständnis der neurobiologischen Prozesse im Körper ermöglicht den Schülerinnen und Schülern die Wirkung von Drogen, Nervengiften und Medikamenten oder die Entstehung von Krankheiten, wie Alzheimer oder Multiple Sklerose, nachzuvollziehen. Durch die Erkenntnisse der Verhaltensbiologie  können die Schülerinnen und Schüler tierisches Verhalten erklären und auf den Menschen übertragen. Dabei geht es um verschiedene Lernformen, aber auch darum, inwiefern ein bestimmtes Verhalten das Überleben und die Fortpflanzung begünstigt.

Die Abiturprüfungen

Die Inhalte der Q1-Q3 sind relevant für das schriftliche Abitur, das als Leistungskursschülerin bzw. -schüler verpflichtend, für die Grundkursschülerinnen und -schüler optional ist. Der Unterricht an der Albert-Schweitzer-Schule als gymnasiale Oberstufe soll optimal auf das Abitur vorbereiten, so dass die Klausuren entsprechend gestaltet sind, damit die Schülerinnen und Schüler geübt sind, mit dem zusätzlichen Material, beispielsweise Diagrammen und Abbildungen, umzugehen. Der reproduktive Anteil ist in den Klausuren geringer als der Anwendungs- und Transferbereich. In der Einführungsphase wird eine Klausur pro Halbjahr, in der Qualifikationsphase werden zwei Klausuren pro Halbjahr geschrieben.

Sollten sich Grundkursschülerinnen bzw. schüler für eine mündliche Prüfung entscheiden, kann auch das Halbjahr Q4 hinzugezogen werden. In diesem steht die synthetische Evolutionstheorie im Mittelpunkt, bei der Darwins Theorie mit den heutigen Erkenntnissen verschiedener Teildisziplinen erweitert wurde. Die stammesgeschichtliche Herkunft der Lebewesen und des Menschen tragen zum eigenen Selbstverständnis bei. Die Mechanismen der Evolutionsprozesse und die Bedeutung von Selektionsfaktoren ermöglichen das Verständnis grundlegender heutiger Fragestellungen, beispielsweise der Zunahme von Antibiotikaresistenzen.

Quelle:

Hessisches Kultusministerium (2016): Kerncurriculum gymnasiale Oberstufe, Biologie.