Während meines einjährigen Auslandsjahrs (September 2022 bis Juni 2023) lebte ich im mittleren Teil von Schweden. Ich habe in einer kleinen Ortschaft namens Jäderfors mit meiner Gastfamilie gewohnt und bin in der Stadt Sandviken in der Bessermerskolan, eine Art Oberschule, zur Schule gegangen. Die Organisation „Experimente ev.“ hat für mich die Schule und Gastfamilie organisiert und die Auslandsorganisation „GO!Scandinavia“ hat dafür gesorgt, dass alles bei meiner Ankunft und während des Auslandsjahres glatt ablief.
Erste Eindrücke
Schweden ist ein tolles Land, um ein Auslandsjahr zu machen. Die Leute sind sehr freundlich und fast jeder in Schweden spricht sehr gutes Englisch. Ich konnte mich gut in die Gesellschaft einleben und mich schnell mit Leuten verstehen. Auch wenn die Schweden ein wenig zurückhaltend sind, wurde ich von meiner Gastfamilie und meinen ersten Freunden sehr herzlich willkommen geheißen.
Als ich bei meiner Gastfamilie ankam, hatte ich noch Ferien, weswegen wir ein paar Sachen unternehmen konnten. Sie haben mir viel von der schwedischen Kultur gezeigt.
Schule: Eine echte Herausforderung
Doch als die Schule begann, habe ich wirklich gelernt, was es heißt, ein Auslandsjahr zu machen. Es ist sehr anstrengend, den ganzen Tag einer Sprache zuzuhören, in dieser zu reden und in ihr zu lernen, mit der man nicht vertraut ist. Die ersten Wochen war ich nach der Schule immer sehr müde und erschöpft. Aber man gewöhnt sich bald dran. Ich habe auch schnell sehr großartige Freunde in meiner Klasse gefunden, welche mir auch öfters einen Teil der schwedischen Kultur gezeigt haben.
Ich habe nach der Schule öfters etwas mit meinen Freunden unternommen. Und auch vor den Herbstferien waren wir in einem schönen Restaurant und haben somit das Bewältigen der ersten Klausuren-Welle gefeiert. Weitere großartige Erlebnisse waren, als ich mit ein paar Freunden in einem großen Shoppingcenter in einem Nachbarort einkaufen war oder auch als wir zum Bowling gegangen sind.
Der Anfang eines Auslandsjahres ist immer am schwersten, aber durch Freunde, Familie und einen selbst, kann man viel Gutes daraus lernen.
Der zweite Teil: Ruhe und Aufbruch
Das zweite Halbjahr in Schweden war meiner Meinung nach das lehrreichere, da ich in dieser Zeit viel über mich selbst, aber auch über die Kultur der Schweden gelernt habe. Die Winterferien waren sehr träge und lang. Ein wunderschöner Skiurlaub mit einem Freund aus Deutschland, auf dem Kungsberget, in der Nähe, wo ich gewohnt habe, war das Einzige, was ich den ganzen Winter lang unternommen habe. Ich habe nichts mit meiner Gastfamilie oder Freunden gemacht. Zuerst dachte ich, dass ich vielleicht einfach selber nicht genug organisiere, und habe versucht Treffen mit Klassenkameraden zu arrangieren, doch selten hat sich etwas ergeben. Dies hat mich natürlich sehr heruntergezogen. Meine Leidenschaft zu Workouts und Volleyball haben mich während dieser Zeit über Wasser gehalten. Nachdem der Winter dann vorbei war und der Frühling/Sommer kam, ist plötzlich wieder etwas passiert. Meine Freunde gingen öfters raus, wir machten wieder mehr miteinander, die Klasse redete mehr miteinander und alle wurden wieder aktiver.
Im Endeffekt, wenn ich über alles nochmal nachdenke, kann ich mit Gewissheit sagen, dass die Schweden im Winter in eine Art „Winterschlaf“ fallen. Alle verstecken sich in ihren Häusern, gehen direkt nach der Schule nach Hause, ohne irgendetwas zu unternehmen, und springen auch nicht auf Einladungen an.
Am Anfang des Sommers, Mitte Mai, planten meine Freunde dann eine Veranstaltung, bei der ein paar Klassenkameraden eingeladen waren. Ich dachte, dies sei sehr ungewöhnlich für alle, doch für meine Freunde war das ganz normal und nichts Besonderes. Im Laufe des Monats habe ich dann auch immer mehr mit Freunden individuell unternommen und war auch mehrmals mit einem Kumpel im Fitnessstudio.
Am letzten Tag meines Auslandsjahres feierte die Schule auch einen Abschluss für das Jahr in einer Kirche. Alle Klassen der Schule, mit ungefähr eintausend Schülern, waren dort. Ich hab dort auch meine Klasse verabschiedet und bin mit meiner Freundesgruppe griechisch Essen gegangen.
Es hat sich sehr komisch angefühlt, alle Leute, die ich in Schweden kennengelernt habe, an einem Nachmittag zu verabschieden und dann sich drauf einzustellen, ein paar Tage direkt danach wieder die alten Freunde zu sehen. Es hat sich alles sehr surreal angefühlt. Und das tut es auch immer noch. Es fühlt sich an, als wäre ich nie weggewesen, da sich das Haus, die Gegend und die Menschen nicht verändert haben, doch man selbst hat einen riesigen Sprung in Richtung Selbstverwirklichung gemacht und hat auch ein ganzes Jahr in einem anderen Land verbracht.
Am Ende denke ich, dass das Auslandsjahr eine riesige und hilfreiche Erfahrung für mich war und dass ich gelernt habe, mich selber und andere Menschen besser zu verstehen. In meinen 10 Monaten in Schweden habe ich viele „Aufs und Abs“ gehabt, doch wenn ich jetzt auf meine Zeit dort zurückschaue, sehe ich nur ein großes „Auf“ und eine sehr, sehr wertvolle und hilfreiche Zeit.
William König